Der Freudenstädter Comedy-Preis

Ich gebe es zu: ich bekomme gerne Preise. Sie sind ein willkommener Ausgleich für die vielen einsamen Stunden am Schreibtisch, auf langen Fahrten, bei. Auf- oder beim Abbau einer Veranstaltung…

Allerdings bewerbe ich mich nicht so gerne dafür, das schraubt nur die Erwartung unnötig in die Höhe und führt nicht selten zum Verdruss und dem Gefühl, verkannt zu werden. Deswegen habe ich mir das abgewöhnt. Es ist wie in der Liebe – man will ja schon auch ein bisschen gefunden werden…

Nun, Anfang Januar, bekomme ich, gemeinsam mit dem politischen Kabarettisten Thomas Schreckenberger und der Musik-Kabarett Gruppe Fehlaperlen den Freudenstädter-Comedy Preis. Die Empfehlung war von Doris Reichenauer und Petra Binder, die auch den fulminanten Abend moderierten und umrahmten.

Ich bedanke ich mich erst einmal beim Schwarzwälder Boten, dem Kulturamt und der Kurverwaltung Freudenstadt, sowie bei meinen großartigen Kollegen für diesen wunderbaren Abend!

Und hier die tollen Monitor-Lautspercher des Techniker Fabian und Thomas.
Im Hintergrund Geehrte und Veranstalter. Ein Bild des Schwarzwälder Boten,Ausgabe 17.1.2023.

Von links nach rechts: Einer nach dem anderen.

Das war wirklich unverhofft! Ich wusste noch bis vor zwei Wochen nicht, dass sie sich an diesem Abend um eine Preisverleihung handeln würde. So ist natürlich die Überraschung viel größer!

SCHWABEN UND PREISE

Für einen Preis sollte man sich nicht bewerben, das bringt Unglück!! So war ich zum Beispiel für den Fränkischen Kabarett Preis nicht einmal eingeladen. Dabei stand ausdrücklich in den Bewerbungsunterlagen, dass man kein Franke sein muss, um sich dort zu bewerben. War ein Schwabe muss es dann offenbar auch nicht gleich sein…

Auch mit der „Tuttlinger Krähe“ hatte ich meine speziellem Erfahrungen. 

Ermutigt durch die Veranstalter, mich anzumelden, habe ich mich dort gemeinsam mit der Jazzsängerin Fola Dada beworben. Wenn wir wirklich einen Preis bekommen würden, so hatten wir abgemacht, würden wir fort an unser Duo, dass bisher nur bei der SWR Bigband und bei diversen Weihnachtsprogrammen, weiter favorisieren.

Das wäre wirklich cool gewesen! 

Aber sowohl Jury, als auch Publikum waren bei diesem mehrtägigen Festival andere Ansicht. Eine krasse Fehlentscheidung…! Und da heißt es doch immer, dass die Mehrheit sich nicht täuschen kann. Meine Erfahrung spricht für das Gegenteil. Mehrheit kann sich ganz genau so täuschen und genau genommen lässt sich die Mehrheit auch leicht täuschen, wie man aus der jüngeren Geschichte erkennt.

ZWEIMAL KNAPP DANEBEN GIBT AUCH KEINEN TREFFER

Zweimal waren wir mit VIS A VIS dem legendären Clown Kabarett mit Klaus Birk in der Endausscheidung für den Deutschen Kleinkunstpreis im Mainzer Unterhaus gekommen. Das war schon Mitte der achtziger Jahre. Gereicht hat esdamals leider nicht. Vielleicht gäbe es d<nn VIS A VIS noch heute – wer weiß…. Leider kann ich es nicht beweisen, aber mit wenigen Stimmen haben wir beide Male anderen Kabarettgruppen den Vortritt lassen müssen. Ich habe vergessen wie es war, aber gut möglich, dass auch wir jetzt bereits vergessen wären, wie es vielen Preisträgern über die Jahre ging. Oder kennt heute noch irgend jemand den großartigen Künstler Kaspar Fischer, der 1985 den deutschen Kleinkunstpreis erhielt?

1990 sollten wir mit VIS A VIS das „Ravensburger Kupferle“ bekommen. Allerdings war die Auflösung unseres Kabaretts damals bereits beschlossene Sache. Wir sprachen kaum noch miteinander und hatten doch noch 50 Auftritte zu absolvieren, bis wir jeder seine eigenen Wege gehen würde.

Anstandshalber haben wir das auch kommuniziert, so dass die Jury sich noch nach einem anderen preiswürdigen Künstler mit Zukunftspotenzial umsehen wollte. Schade, schade, die 5000 DM Preisgeld hätten wir gut gebrauchen können…

KEIN ECHTER TREFFER IM ALTEN SCHÜTZENHAUS

Den ersten „richtigen“ Preis erhielt ich dann 1996 mit dem „Traugott–Armbrüstle–Preis“.

Der ganze Abteilung des Vereins fand sich im Zimmertheater Tübingen ein, um mein Programm „Der Wünschelrutengänger“ anzuschauen. Anschließend beschied man mir die Entscheidung der Jury, dass ich nach Uli Keuler, dem Doyen des baden-württembergischen Kabaretts, den namhaften, aber doch unbekannten Preis, (nach einem fiktiven Cannstatter Winzer benannt) verliehen bekommen soll.

Der wäre finanziell zwar recht schwach dotiert, Aber es gäbe, immerhin, eine wertvolle Kupfer-Plastik und überdies im Alten Schützenhaus in Stuttgart eine Verleihung, bei dem die gesamte Presse der Landeshauptstadt eingeladen wäre.

Das war nicht falsch: es gab eine Feier und es war auch die ganze Presse eingeladen. Nur: die Presse kam nicht. Und die Feier, das bemerkte ich sofort nach der Anreise, war weniger eine Verleihung als das alljährliche Treffen der Vereinsmitglieder. Leider gab es auch keine wertvolle Kupfer Plastik (waren grade aus) Stattdessen aber eine mit Filzstift ausgefüllte Urkunde auf Elefantenhaut.

Bis heute halte ich diese Art und Weise, einen Künstler auszuzeichnen, für einen genialen Schachzug, wenn man für eine Gala- Veranstaltung einen günstigen Programmpunkt für die Mitglieder finden möchte.

KOOPERATION MIT DEM OBERBÜRGERMEISTER VON MÜNCHEN

Schon wesentlich professioneller war ein Jahr darauf meine Einladung zum Paulaner – Solo inszeniert, eine Kabarett Veranstaltung der berühmten Münchner Brauerei, die es über viele Jahre gab.

In kleinen Veranstaltungsorten fanden vorab erbarmungslosen Ausscheidungswettkampf statt, in dem das Publikum, lange vor dem Dschungelcamp, zu entscheiden hatte, wer eine Runde weiter kommen würde und wer eben nicht. 

Es wurden sogar Kärtchen für Punkte von 1 – 10 verteilt, die das Ranking entschieden. Ich hatte Glück an diesem Abend, trotz meines damals diskutabelen Beitrags, war ich der Spitzenreiter der Riege, die sich im Englischen Garten für die Endausscheidung treffen würde. Und das als Schwabe!

Meine Parade-Nummer war damals die des mondsüchtige Feuerwehrmanns und meiner Performance sah man durchaus an, dass ich auch im Kindertheater noch viele Ambitionen hatte. Ich benutze eine Leiter, die mir irgendjemand aus dem Publikum beim Finale halten musste, damit ich auf der obersten Sprosse mein Feuerwehr-Lied schmettern konnte.

Ich erwischte damals den damaligen Oberbürgermeister Uhde als Bühnen-Assistenten im Publikum. 

Noch heute bin ich der Ansicht, dass mich das den Gesamtsieg kostete. Zu absehbar war dieser Schachzug, einen prominenten Zuschauer mit einzubeziehen . Die Punkte des Oberbürgermeisters kostete es auf jeden Fall. Vermutlich auch die seiner Frau. So blieb es beim zweiten Platz und erst bei der anschließenden Feier begann ich meine erreichte Platzierung zu schätzen. Olaf Böhme, der geniale Komiker aus Dresden wurde Dritter. Ich hoffe immer noch, dass damals mein Mikrofon noch ausgeschaltet war, als ich zur Scheck-Überreichung (2.500 DM – kein Kunstgegenstand, aber Urkunde) die Bühne betrat und dem Chef der Brauerei ein fröhlich–unverschämtes „Her mit dem Geld…!“ entgegen posaunte.

Während Martin Hermann, der Gewinner, dann anschließend alleine am Tisch saß, rückten alle seine Kollegen etwas von ihm ab. Erfolg macht einsam! Keiner sprach mit dem Sieger, während wir Unterlegenen ein munteres Trüppchen ergaben, das noch lange den Abend gemeinsam bei kostenlosem Essen und guten Tröpfchen genoss.

Martin Hermann, der ein begnadeter Liedermacher ist und 2017 den baden-württembergischen Kleinkunstpreis erhielt, versuchte uns zu erklären, dass er gar nicht gewinnen wollte, aber froh wäre, weil ihm gerade das Auto kaputtgegangen wäre, was – oh Wunder! – an Reparaturkosten genau das Preisgeld aufwiegen würde.

Wir glaubten ihm kein Wort!

(Die Reihe wird fortgesetzt! Ich schreibe in Kürze auch noch über die Umstände beim Sebastian-Blau-Preis, dm Baden-Württembergischen Kleinkunstpreis, den Lindauer Kabarett Preis und dem von mir hoch geschätzten Pocket KlassikerAward.)

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit Deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Twitter-Bild

Du kommentierst mit Deinem Twitter-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit Deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s