Missverstanden und Neues vom „Hopser“

Es ist nun wirklich nichts Neues: Der Computer, die Programme, die digitale Welt, sie versteht uns nicht.

Oder will sie uns gar nicht verstehen? In der Kombination „nachlassende Sehkraft“, „spontanem und beschleunigtem Output“ sowie der „automatisierten Sprach- sowie Worterkennung“, kann man leicht mal alte Freunde verlieren oder eben kurz mal die falsche Freunde dazu gewinnen.

So jüngst geschehen beim letzten Post von dieser Seite. Ich hatte tatsächlich alle Hände damit zu tun, schnellstens alles nachzukorrigieren und den schlimmsten Schaden abzuwenden. Ich habe zwar keine Beweise, aber ich bin überzeugt, dass das Programm im Nachhinein noch einige üble Korrekturen vorgenommen hat, um meinen Text weiter zu verschlimmbessern oder mich ganz einfach bis auf die Haut zu blamieren.

Dafür möchte ich mich entschuldigen!

Die niedergeschriebenen Worte haben durchaus eine gewisse urwüchsige Kraft, stammen aber nicht aus meinem aktiven Wortschatz. Weder schriftlich, noch mündlich.

Dumm ist das. Aber dumm ist eigentlich nur der, der sich auf die Klugheit/Intelligenz der Maschine verlässt. Aus Spaß habe ich das noch mal überprüft. Es geht nicht wenig schief, wenn die Digitalen als Vermittler von Botschaften fungieren… Wenn ich beispielsweise sagen (oder singen) will:

Ein Männlein steht im Walde ganz still und stumm//

dann steht da mit einem Mal im weiteren Verlauf:

„…Es hat vor lauter Popo ein Ment line um// sag mir mal das Männlein sein, das da steht im Wald allein mit dem Poporoboter Mente line…“

Das ist irritierend. Oder gar:

Oh vom Vase graset Hasen und den Neckar Gambit Fisch,// lieber hätte ich gar kein Schätzle als wie so ein fetter Fisch.

„Flederwisch“ muss das heißen, denn sonst wäre es ja ein schlechter Reim. Auch wenn vielleicht manches Schätzle tatsächlich ein „fetter Fisch“ ist. Aber wenn man sowas nicht erkennt, als Progamm, sollte man das einfach zugeben.

Und kennt jemand noch das schöne Kinderlied:

Neue LED es bei LED es geht ein kalter Wind// Mädle ziehe Tanz hier an die Bube laufen schwimmt

Es ist das, was von „Es schneielet, es beielet, es geht ein kalter Wind“ übrig geblieben ist, wenn die Spracherkennung obwaltet. Das hat lyrische Kraft und ist durchaus auch auf der Höhe der Zeit. Wir hätte in Kindertagen mit „LED“ nichts anfangen können. Aber es fehlt doch etwas. Der Sinn.

Oder kommen jemandem diese Zeile irgendwie bekannt vor?

Heißer Kathrein alle Schnüre die Schuhe schiebt sie den Rücken ein könntet denn kein roh die da da die da der Strom Strom Strom geht schon der Hauptsache um heißer Kathrein alle Schnüre dir die Schuhe

Es ist „Heissa Kathreinerle“ (und da ich dies schreibe, windet sich das Computerprogramm unter der Tastatur, allein die Worte so niederzuschreiben, wie ich es anweise). Herausgegeben hat das alte Lied erstmals Clemens Neumann im Jahre 1928 und der „Hopser“ („der Hauptsach'“) ist ein besonderer Tanz jener Tage.

Die Weise wiederum geht auf das Lied „Gügük im Häfele“ zurück. Und das hat nun auf gar keinem Fall ein Computer gedichtet. Es ist ganz einfach Elsässisch. Und zwar aus dem 14. Jahrhundert, wie ich erfahre. Übrigens aus dem Computer.

Wird schon stimmen.

Guguk im Häfele
kei mers nit um !
Schla nit dernäwe
schla nit dernäwe
schla uf die Trum

Eine Antwort zu “Missverstanden und Neues vom „Hopser“

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